Der Mesner Toni rührt sich

Es ist inzwischen 23 Uhr geworden. Der Mesner Toni läßt sich Zeit. Wenn der aber sagt, er ruft noch an, kann ich mich normaler Weise darauf verlassen. Wie auf ein Stichzeichen läutet das Telefon.
"Polster."
"Hier ist der Mesner Toni. Entschuldigung, dass ich noch so spät anruf. Aber es ist ungeheuerlich, was sich diese Bande wieder ausgedacht hat", sagt der Mesner, ganz aufgeregt noch von den vermeintlichen Neuigkeiten, die er mir gleich mitteilt.
"Na, sag schon, dann hast du's hinter dir."
Der Mesner Toni ist von Grund auf ein Weichei und nur schwer davon zu überzeugen, dass mich auch eine schockierende Nachricht nicht schockiert.
"Mann, jetzt red' endlich. s'Wird net besser davon, wennst so umaranander druckst."
Der Mesner holt noch einmal tief Luft, dann fängt er an:
"Die haben ausgemacht, dass sie dir die Bauderer-G'schicht anhängen und nicht locker lassen, bis du freiwillig aus Pollykarpsing verschwindest. Und stell' dir vor, den Krautwickerl habens mit ins Boot geholt. Und den Boandlkrama auch. Ausgemacht habens, dass der Krautwickerl nach außen hin und in den Ratssitzungen gegen den Schultheiß wettert, so kommt er nicht in Verdacht, mit der Schultheiß-Bande unter einer Decke zu stehen. Der Boandlkrama aber soll sich bei dir einschleichn und dich auskundschaften. Hinten herum aber haben sie sich allesamt gegen dich verschworen."
Ich will dem Mesner die Freude nicht vermiesen und tu grad so, als hätte er mir tatsächlich Neuigkeiten mitgeteilt.
"Ja sag. Gut dass ich das weiß. Dank Dir schön, Mesner. Kannst auf mich rechnen, wenn du mich mal brauchst."
Der Mesner ist aber noch nicht fertig.
"Da wäre dann noch etwas", sagt er.
Und diese Beobachtung ist tatsächlich der Hammer. Soll doch Maximilian Leber, seit Jahren der größte Kritiker vom Schultheiß, ebenfalls mit ihm unter einer Decke stecken.
"Die zwei haben nicht nur eine Leiche im Keller. Tuscheln habe ich sie miteinander gesehen. Aber erst dann, als der Krautwickerl, der Eggenhofer und die Gscheidle schon weg waren."
Hat der Mesner das Gespräch richtig gedeutet, hat der Leber, einer der größten Unternehmer im Gai, dem Schultheiß in die Hand hinein versprochen, nichts mehr gegen ihn zu sagen. Dafür aber müsse das mit der Grundstücksgeschichte klar gehen, hat der Leber abverlangt. Auf dem Grundstück aber plant Leber eins der größten Einkaufzentrums von Pollykarpsing. Als andere schon einmal die gleiche Idee hatten, hatte er seinen Einfluss im Ratsgremium geltend gemacht und die Konkurrenz erfolgreich verhindert.